Unser Access-Experte Thomas Leiber erklärt Ihnen in diesem Blogpost, was Sie bei einem Umzug Ihrer Access-Datenbank auf ein 64-Bit-System beachten müssen.

Plötzliche Probleme sind keine Seltenheit bei Umzügen mit Access.
Haben Sie kürzlich auf Microsoft Office 64-Bit aktualisiert und stellten dann fest, dass Ihre Microsoft Access-Anwendungen nicht mehr richtig funktionieren? Diese Situation stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen, da kritische Geschäftsprozesse plötzlich zum Stillstand kommen können.
Die Migration zur 64-Bit-Version von Microsoft Access erfordert mehr als eine einfache Neuinstallation. Von VBA-Code-Anpassungen über ODBC-Treiber-Updates bis zur Überprüfung von ActiveX-Steuerelementen – zahlreiche technische Aspekte müssen berücksichtigt werden.
In diesem umfassenden Leitfaden zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Access-Datenbank und -Anwendungen erfolgreich auf die 64-Bit-Version umstellen. Wir behandeln dabei die technischen Grundlagen und geben praktische Lösungen für häufige Access-Fehler während der Migration.
Fallstricke durch technische Unterschiede
Die 32-Bit- und 64-Bit-Versionen von Microsoft Access unterscheiden sich grundlegend in ihrer Speicherverwaltung. Während die 32-Bit-Version auf etwa 2 GB RAM beschränkt ist, kann die 64-Bit-Version deutlich mehr Arbeitsspeicher nutzen. Dieser Unterschied wirkt sich besonders bei komplexen Formularen und großen Datenmengen aus. Außerdem werden jetzt API-Aufrufe und ActiveX-Steuerelemente anders gehandhabt.
Zudem hat Microsoft die Integration mit anderen 64-Bit-Office-Anwendungen verbessert und das System auf moderne Systemarchitekturen angepasst. Zusätzlich wird jetzt der LongLong-Datentyp für sehr große Zahlen unterstützt.
In Sachen Kompatibilität müssen Nutzer dabei besonders auf bestehende ActiveX-Steuerelemente und externe Bibliotheken achten. Außerdem sind viele ältere Komponenten nicht mit der 64-Bit-Version kompatibel und erfordern Alternativen oder Anpassungen. Wir empfehlen daher vor der Migration, alle verwendeten Komponenten auf deren 64-Bit-Kompatibilität zu analysieren!
Manchmal nötig: Tiefer in den Motor eingreifen. (Bild: Terabass | CC BY-SA 4.0)
Technische Anpassungen im Code
Möchte man auf Microsoft Access 64-Bit migrieren, sind einige Codeanpassungen notwendig. Wir zeigen Ihnen die drei wichtigsten Arbeitsschritte bei der Codemigration.
1. API-Deklarationen aktualisieren
Die grundlegendste Änderung betrifft die API-Deklarationen. Für die 64-Bit-Kompatibilität müssen Nutzer das PtrSafe-Attribut hinzufügen und die entsprechenden Datentypen anpassen. Anbei ein typisches Beispiel:
#If Win64 Then
Private Declare PtrSafe Function ShellExecute Lib "shell32.dll" _
(ByVal hwnd As LongPtr, ByVal lpOperation As String, _
ByVal lpFile As String) As LongPtr
#Else
Private Declare Function ShellExecute Lib "shell32.dll" _
(ByVal hwnd As Long, ByVal lpOperation As String, _
ByVal lpFile As String) As Long
#End If
2. VBA-Code für 64-Bit optimieren
Optimieren Sie den CBA-Code für 64-Bit, ist es wichtig, den Befehl LongPtr (anstatt Long) für Zeiger und Headlines zu nutzen. User sollten zudem die API-Rückgabewerte auf 64-Bit anpassen, alle Variablendeklarationen auf Kompatibilität prüfen und die benutzerdefinierten Typen (bzw. Type-Strukturen) aktualisieren.
3. Bedingte Kompilierung implementieren
Für eine erfolgreiche Migration empfehlen wir Usern die Verwendung von bedingter Kompilierung in Kombination mit dem LongPtr-Datentyp, denn diese Herangehensweise gewährleistet maximale Kompatibilität und vereinfacht die Wartung des Codes erheblich.
Einige Hinweise zu bedingter Kompilierung:
Die Compiler-Konstante VBA7 hilft uns dabei, den Code für verschiedene Office-Versionen zu optimieren. Zusätzlich verwenden wir bei komplexeren Fällen die Win64-Konstante für bitnessspezifische Anpassungen.
Die Implementierung erfolgt schrittweise, wobei wir zunächst alle API-Deklarationen identifizieren und systematisch aktualisieren. Besonders wichtig ist die korrekte Behandlung von Speicheradressen und Handles, weil hier die größten Unterschiede zwischen 32-Bit- und 64-Bit-Systemen liegen.
Komponenten-Kompatibilität sicherstellen
Die Sicherstellung der Kompatibilität einzelner Komponenten gehört zu den wichtigsten Schritten einer erfolgreichen Migration zu 64-Bit. Wir zeigen, wie Sie systematisch alle Komponenten überprüfen und anpassen.
1. Prüfung von ActiveX-Steuerelementen
Bestehende 32-Bit ActiveX-Steuerelemente sind nicht mit der 64-Bit-Version von Access kompatibel. Deswegen müssen Sie jeden Control einzeln überprüfen:
MSComCtl (TabStrip, Toolbar, StatusBar)
MSComCt2 (Animation, UpDown, MonthView)
Benutzerdefinierte ActiveX-Komponenten
2. Anpassung externer Bibliotheken
Bei externen Bibliotheken ist besondere Vorsicht geboten, denn Sie benötigen für jede Bibliothek eine 64-Bit-Version. Eine Übersicht der wichtigsten Anpassungen:
Komponente | Erforderliche Aktion |
---|---|
COM-Objekte | 64-Bit-Version installieren |
Type Libraries | Referenzen aktualisieren |
DLL-Dateien | 64-Bit-Varianten einbinden |
3. Aktualisierung der ODBC Treiber
Für die ODBC-Verbindungen müssen Sie die korrekten 64-Bit-Treiber installieren. Dabei ist die Verwendung des richtigen ODBC Data Source Administrators wichtig:
1. 64-Bit-Version: %systemdrive%\Windows\System32\odbcad32.exe
2. System-DSNs separat für 32-Bit und 64-Bit konfigurieren
3. Die Benutzer-DSNs sind in beiden Versionen sichtbar
4. Implementierung alternativer Lösungen für nichtkompaible Elemente
Wenn Komponenten nicht in 64-Bit verfügbar sind, dann gibt es mehrere Optionen, die sich teils überschneiden. Es ist in der Regel vom Einzelfall abhängig, welche Option vorzuziehen ist. Eine Übersicht:
Moderne Alternativen: Sie ersetzen die veralteten Steuerelemente durch 64-Bit-kompatible Versionen.
Eigenentwicklungen: Bei inkompatiblen Komponenten können auch hauseigene 64-Bit-kompatible Alternativen entwickelt werden.
Architekturanpassung: Ebenso ist eine hybride Lösung möglich, die einen Teil der Anwendung in Form einer Webanwendung erneuert, die dann in die bestehenden Access-Masken integriert wird.
Sichern Sie regelmäßig Ihre Daten. (Bild: Eric Gaba | CC BY-SA 3.0)
Datenmigration und Testing
Eine erfolgreiche Umstellung zur 64-Bit-Version von Access erfordert eine sorgfältige Datenmigration und umfassende Tests. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diesen kritischen Prozess sicher durchführen.
1. Erstellen Sie ein Backup
Bevor Sie mit der Migration einer Datenbank beginnen, empfehlen wir ein mehrstufiges Backup-Konzept:
1. Vollständige Datenbanksicherung im ursprünglichen Format
2. Separate Sicherung aller verknüpften Tabellen
3. Dokumentation aller Datenbankbeziehungen und Abhängigkeiten
4. Export kritischer Daten in ein neutrales Format (z.B. CSV)
2. Führen Sie die Migration schrittweise durch
Für ein systematische Herangehensweise haben wir bei K&K Software einen ausführlichen Migrations-Checkplan entwickelt:
Phase |
Aktion |
Validierung |
---|---|---|
Vorbereitung |
Datenstruktur analysieren |
Vollständigkeit prüfen |
Migration |
Tabellen übertragen |
Datenintegrität testen |
Verknüpfung |
ODBC-Verbindungen einrichten |
Verbindungen verifizieren |
Finalisierung |
Berechtigungen setzen |
Zugriffsrechte testen |
Die Datenübertragung erfolgt schrittweise, wobei wir nach jeder Phase die Datenintegrität überprüfen. Besonders bei großen Datenbanken nutzen wir das SQL Server Migration Assistant Tool, das uns bei der kontrollierten Überführung unterstützt.
Wir nutzen spezielle Testumgebungen, die von der Produktivumgebung getrennt sind. Die Testergebnisse dokumentieren wir sorgfältig und beheben auftretende Probleme, bevor wir die Migration in der Produktivumgebung durchführen. Dabei ist die Überprüfung der 64-Bit-ODBC-Treiber und deren Kompatibilität mit unseren Datenquellen besonders wichtig.
Fehlerbehandlung und Optimierung
Jede noch so umfassende und methodisch durchgeführte Datenbankmigration kann Bugs erzeugen. Deswegen stellten wir Ihnen hier häufige Fehler zusammen und zeigen auf, wie die Leistung einer frisch migrierten Datenbank optimiert werden kann.
Häufige Fehlermeldungen und ihre Lösungen
Bei der Arbeit begegnen uns häufig die gleichen, oft spezifischen Fehlermeldungen. Wir haben in dieser Tabelle häufige Meldungen, Ursachen und Lösungen zusammengetragen:
Fehlermeldung | Ursache | Lösung |
---|---|---|
Error 459: Object or class does not support set of events | MSCOMCTL.OCX Probleme | MSCOMCTL.OCX neu registrieren |
Fehler 2501: Event wurde abgebrochen | ActiveX-Steuerelemente | Steuerelemente für 64-Bit aktualisieren |
Speicherzugriffsfehler | RAM-Limitierung | Arbeitsspeicher optimieren |
Performance-Optimierung
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Leistung einer Access 64-Bit-Anwendung zu verbessern. Wir haben einige übliche Methoden zusammengefasst:
-
Datenbankoptimierung
-
Komprimieren und reparieren Sie Ihre Datenbank in regelmäßigen Abständen
-
Erstellen Sie Indizes für häufig verwendete Fehler
-
Deaktivieren Sie die Name AutoCorrect-Funktion für eine Performancesteigerung
-
-
Systemressourcen
-
Stellen Sie mindestens 8 GB RAM für optimale Leistung zusammen
-
Nutzen Sie ein SSD-Laufwerk für Ihre Datenbankdateien
-
Passen Sie Ihre virtuellen Speichereinstellungen an
-
Sonstige Debugging- und Optimierungsstrategien
Für ein effektives Debugging in der 64-Bit-Umgebung empfehlen wir einen strukturierten Ansatz zur systematischen Fehlersuche. Dazu setzen wir einen VBA-Debugger für die Code-Analyse ein. Um Engpässe zu identifizieren, nutzen wir einen Performance Analyzer. Dieses Tool analysiert die Datenbankstruktur sowie die Daten und gibt konkrete Empfehlungen zur Leistungsverbesserung. Außerdem führen wir systematisch kritische Codebereiche aus, um Schwachstellen zu idenfizieren und zu beseitigen.
Bei der Fehlerbehandlung ist es wichtig, dass wir ein systematisches Logging-System implementieren. Das ermöglicht es uns, Fehler nachzuvollziehen und Muster zu erkennen. Besonders bei der Migration größerer Datenbanken hat sich diese Vorgehensweise bewährt.
In Sachen Optimierung achten wir besonders auf die Datenbankstruktur. Wir vermeiden hybride Abfragen, die lokale Access-Tabellen mit SQL Server-verknüpften Tabellen kombinieren, da diese die Leistung erheblich beeinträchtigen können. Stattdessen setzen wir auf serverseitige Verarbeitung für komplexe Abfragen.
Unser SoftDev-Team steht für alle Fragen zur Verfügung. (Bild: K&K)
Fazit
Die Migration zu Microsoft Access 64-Bit stellt einen bedeutsamen Schritt für die Zukunftssicherheit Ihrer Datenbankanwendungen dar. Deswegen haben wir die wichtigsten technischen Aspekte dieser Umstellung beleuchtet – von der Anpassung des VBA-Codes über die Komponentenkompatibilität bis hin zur Datenmigration und Optimierung.
Möchten Sie Ihre Access-Anwendungen professionell und sicher auf 64-Bit umstellen? Wir unterstützen Sie gerne bei diesem wichtigen Schritt – kontaktieren Sie uns bei der K&K Software AG für eine reibungslose Migration Ihrer Datenbanken.
Die technische Weiterentwicklung macht die 64-Bit-Migration unausweichlich. Mit der richtigen Vorbereitung und fachkundiger Unterstützung meistern Sie diese Herausforderung erfolgreich und machen Ihre Access-Anwendungen fit für die Zukunft.
FAQ
Was sind die Hauptunterschiede zwischen Microsoft Access 32-Bit und 64-Bit?
Der Hauptunterschied liegt in der Speicherverwaltung. Die 32-Bit-Version ist auf etwa 2 GB RAM beschränkt, während die 64-Bit-Version deutlich mehr Arbeitsspeicher nutzen kann. Zudem gibt es Unterschiede in der Verarbeitung von API-Aufrufen und ActiveX-Steuerelementen. Außerdem unterstützt die 64-Bit-Version den LongLong-Datentyp für große Zahlen und bietet bessere Kompatibilität mit 64-Bit SQL Servern und großen Datenmengen.
Welche Systemvoraussetzungen gelten für Microsoft Access 64-Bit?
Für den Betrieb von Access 64-Bit benötigen Sie einen Prozessor mit mindestens 1,6 GHz, 4 GB RAM, 4 GB verfügbaren Festplattenspeicher, Windows 11/10 (64-Bit) und eine Bildschirmauflösung von mindestens 1280 x 768 Bildpunkten.
Wie kann ich meinen VBA-Code für die 64-Bit-Version von Access anpassen?
Zur Anpassung des VBA-Codes müssen Sie API-Deklarationen mit dem PtrSafe-Attribut versehen, den LongPtr-Datentyp für Zeiger und Handles verwenden, API-Rückgabewerte für 64-Bit-Kompatibilität anpassen und bedingte Kompilierung implementieren. Überprüfen Sie auch alle Variablendeklarationen und aktualisieren Sie benutzerdefinierte Typen.
Was muss ich bei ActiveX-Steuerelementen für die 64-Bit-Migration beachten?
32-Bit ActiveX-Steuerelemente sind nicht mit der 64-Bit-Version von Access kompatibel. Deswegen müssen Sie jeden Control einzeln überprüfen und gegebenenfalls durch 64-Bit-kompatible Versionen ersetzen. Besonders betroffen sind häufig verwendete Steuerelemente wie MSComCtl und MSComCt2.
Wie gehe ich bei der Datenmigration zu Access 64-Bit vor?
Erstellen Sie zunächst ein vollständiges Backup Ihrer Datenbank. Führen Sie dann eine schrittweise Migration durch, bei der Sie die Datenstruktur analysieren, Tabellen übertragen, ODBC-Verbindungen einrichten und Berechtigungen setzen. Nach jeder Phase sollten Sie die Datenintegrität überprüfen. Anschließend führen Sie umfassende Funktionalitätstests durch.
Welche Möglichkeiten gibt es zur Performance-Optimierung nach der 64-Bit-Migration?
Zur Performance-Optimierung können Sie die Datenbank regelmäßig komprimieren und reparieren, Indizes für häufig verwendete Felder erstellen und die Name AutoCorrect-Funktion deaktivieren. Verwenden Sie mindestens 8 GB RAM und ein SSD-Laufwerk für Datenbankdateien und vermeiden Sie hybride Abfragen. Setzen Sie stattdessen auf serverseitige Verarbeitung für komplexe Abfragen.
Wie kann ich typische Fehler nach der Migration zu Access 64-Bit beheben?
Häufige Fehler wie „Error 459“ können oft durch die Neuregistrierung von Komponenten wie MSCOMCTL.OCX gelöst werden. Bei ActiveX-Problemen müssen die Steuerelemente für 64-Bit aktualisiert werden. Implementieren Sie außerdem ein systematisches Logging-System zur besseren Fehleranalyse und nutzen Sie den VBA-Debugger sowie den Performance Analyzer zur Identifikation und Behebung von Problemen.